Interview: Fünf Fragen an Lennart Feldmann, Bauingenieur und geschäftsführender Gesellschafter von INDICAMUS, gelisteter Energieeffizienz-Experte seit 01.02.2019

Was ist Ihre Motivation für die Arbeit als Energieeffizienz-Experte?

Als jemand, der von Technik begeistert ist, macht es mir als Energieeffizienz-Experte täglich Spaß individuelle Gebäude zu bewerten und mindestens genauso so individuelle Kunden zu beraten. Besonders schätze ich dabei die Verbindung von theoretischer Arbeit und praktischer Umsetzung der objektspezifischen Lösungen. Neben der Faszination für Themen wie Bauphysik ist es aber v. a. die menschliche Komponente, die Interaktion mit unterschiedlichen Projektbeteiligten, die den Beruf als Energieberater für mich so abwechslungsreich macht. Am Ende des Tages ist es schön, zufriedene Kunden zu sehen, die die Beratung und Begleitung wertschätzen und sich über die Win-Win-Situation (Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit, Behaglichkeit, Immobilienwert u. v. m.) einer energetischen Sanierung freuen.

Womit können Sie Ihre Kunden am besten überzeugen, eine umfangreiche Sanierung vorzunehmen und wo gibt es ggf. Schwierigkeiten bei der Effektivität bzw. der Umsetzung von Maßnahmen?

Indem wir unseren Kunden den "Lebenszyklus des Gebäudes" langfristig aufzeigen: Hierbei bekommt der Kunde einen Einblick, dass einige Bauteile möglicherweise ohnehin in den kommenden Jahren an ihrem Nutzungsende angekommen sind und instandgesetzt werden sollten. Dies kann ein guter Anlass für eine umfangreiche energetische Ertüchtigung des Gebäudes sein. Hinzu kommt das Aufzeigen der Betriebskosten. Häufig sehen unsere Kunden im ersten Moment lediglich die Investitionskosten und schrecken vor umfangreichen Sanierungen zurück. Sobald wir die zukünftigen Betriebskosten (u. a. vor dem Hintergrund einer steigenden CO2-Bepreisung) der Sanierungsvarianten vergleichen, denken viele Kunden um und entscheiden sich für die „systemische Sanierung“.

Wie ist das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke und Bauherren auf der Baustelle und an welchen Stellen sehen Sie Verbesserungsbedarf bei der Umsetzung von Maßnahmen?

Für eine bessere Kommunikation und Dokumentation beim Bauprozess würde ich mir einheitliche digitale Vorgänge wünschen. Leider sind viele Projekte nur mit sehr großem Aufwand zu koordinieren, da Gewerke und Bauherren auf unterschiedlichsten Wegen kommunizieren. Schon zu Beginn eines Projektes bei der Fachplanung wird dies deutlich, wenn mehrere Planer (bspw. Architekt, Statiker, TGA-Planer usw.) eine eigene Datenerfassung vornehmen, anstatt sich mit einem zentralen Gebäudemodell (Stichwort: "Digitale Gebäudeakte") abzustimmen.

Wo benötigen Sie mehr Unterstützung und wie sollte die bestenfalls aussehen?

Grundsätzlich schätze ich das Informationsangebot der dena über die Seite www.gebaeudeforum.de (früher FEBS) sehr. V. a. die dort zu findende "Toolbox" enthält viele hilfreiche Werkzeuge, die ich jedem Energieberater empfehlen kann. Was ich hingegen vermisse, ist ein Informationsangebot für Kunden, das den Inhalt sowie den Ablauf von Beratungsdienstleistungen erklärt. Hierfür wären Videos hilfreich, die dem Kunden einen Weg zu ihrem individuellen Sanierungsfahrplan oder der – möglicherweise – darauffolgenden Baubegleitung und Fachplanung aufzeigen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Als Energieeffizienz-Experte habe ich in den vergangenen Jahren gleich mehrere "Förderstopps" erleben müssen. Das Problem dabei ist neben der Kurzfristigkeit, mit der wir Energieberater vor vollendete Tatsachen gestellt werden, auch die anhaltende Verunsicherung unserer Kunden. Ich würde mir klare Signale von der Politik wünschen, um sowohl bei Kunden als auch bei Energieberatern wieder Vertrauen und Planungssicherheit zu schaffen.